Ist das Kunst oder kann das weg? Auch 30 Jahre nach dem Tod von Joseph Beuys ist diese Frage noch immer genauso heiß umkämpft wie eh und je. Der Kunst-Rebell hat einmal gesagt, dass die in seinem Schaffen immanente Provokation ihm vor allem dazu diene, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen – und deshalb passt es auch so gut, dass sich Regisseur Andres Veiel nur nebenbei mit Interpretationsversuchen einzelner Werke aufhält und stattdessen vornehmlich den 1986 verstorbenen Künstler in zahlreichen Bild- und Tondokumenten (viele davon bisher unerschlossen) selbst zu Wort kommen lässt.
So wiederholt der neben Andy Warhol wohl bedeutendste Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts auf der Leinwand noch einmal seine Statements zum Kunstbegriff („Alles ist Kunst, jeder ist Künstler“), zum Stand der Demokratie und zur möglichen Revolution („Wollen Sie eine Revolution ohne Lachen machen?“) – und der Zuschauer stellt dabei sehr schnell fest, wie brandaktuell all diese Debatten nach wie vor sind.
Andreas Veiel («Wer wenn nicht wir») geht es sehr darum, seine Doku ästhetisch schlüssig und dabei möglichst abwechslungsreich zu gestalten – mit allerlei stimmig eingesetzten visuellen Spielereien.
Statt Beuys‘ Werke zu erklären, lässt er vor allem den Kunst-Provokateur selbst sprechen – so werden dessen politische, gesellschaftliche, moralische und ästhetische Ideen wieder frisch in die noch immer brandaktuelle Debatte eingebracht. Ein Kunst-Doku ohne viel Interpretation über Kunst – unterhaltsam und spannend und eine Hommage an die Ikone Joseph Beuys.
D 2017. Regie: Andreas Veiel. 107 Min.
www.beuys-der-film.de
Donnerstag, 15.06. bis Sonntag, 18.06. um 20.00 Uhr
Montag, 19.06. bis Mittwoch, 21.06. um 19.00 Uhr
Dienstag, 20. Juni um 18 Uhr:
„Joseph Beuys. Zur Aktualität eines Jahrhundertkünstlers“. Eine persönliche Einführung von Dr. Nicole Fritz (Leiterin Kunstmuseum Ravensburg)
Kulturzentrum Linse, Liebfrauenstr. 58, 88250 Weingarten, www.kulturzentrum-linse.de